Die UND ist über Karlsruhe hinaus gewachsen

2018 wird die „UND“ wohl ausfallen. Grund: Es gibt keinen adäquaten Ort für die Austragung. „Wir sind zu groß, um kleine Brötchen zu backen.“, sagt Ondine Dietz, eine der Organisatorinnen dazu. Bereits bei der UND#9, 2017 musste juriert werden aufgrund des Platzmangels und allen Künstler*innen standen jeweils nur 6 m² zur Verfügung. Jetzt habe es sich weiter multipliziert, sodass ein Ort mit rund 1.000 m² Ausstellungsfläche nötig wäre, um den Kontakt mit dem Publikum, Musikangebote, Catering etc. darstellen zu können. „Wir sind nicht mehr so bescheiden und machen aus der Not eine Tugend. Wir orientieren uns an der „art“.“ Bei der art mitzumachen ist keine Option. Immerhin habe man ein anderes Modell – näher am Publikum, nicht abgeschieden und isoliert.

Unverzichtbar aber nicht um jeden Preis

„Nirgendwo gibt es so viele Künstler*innen in der Independent Szene relativ zur Einwohnerzahl wie in Karlsruhe.“, ist sich Ondine sicher. Gerade im Sommer sei die Dichte an Kulturveranstaltungen ein Phänomen, auch dank der UND, die als Plattform für unabhängige Künstler*innen funktioniert. „Die, UND ist nun „eine feste Größe“. Kein Anlass zur Arroganz, wohl aber zu Freude und Stolz. „Früher mussten wir bei allen anklopfen, heute ist es umgekehrt.“, beschreibt sie die Entwicklung und ist sich sicher, dass in zwei Jahren überall die Rede von Karlsruhe sein wird. Zwar sei die UND „independent“, allerdings schulde man dem Karlsruher Publikum das Festival. Darum habe man lange gehadert sich letztlich jedoch dazu entschlossen keine Alibi Veranstaltung zu machen, vielmehr solle das erlangte Renommee transparent gemacht werden.

Die UND#10 wird nicht in Karlsruhe, sondern in der Partnerstadt Halle an der Saale stattfinden, mit vielen Karlsruher Künstler*innen. Aus Halle gab es zahlreiche Teilnehmer bei vergangen UNDs, zudem fände man dort entsprechende Örtlichkeiten. Eine Arbeitsgruppe der UND Organisator*innen arbeitet derzeit an der Umsetzung. Die Künstler*innen hier und dort seien glücklich über die Idee, allerdings sei die Frage: „Wie spielen wir zurück nach Karlsruhe?“ Die Halleschen Künstler*innen haben das Modell in Karlsruhe entdeckt, nun wolle man es für Halle und die Leipziger Region etablieren und die UND#10 könnte über die Städtepartnerschaft großzügig finanziert werden. Das Problem sei: „Wo bleibt das Karlsruher Publikum“. Eine zweite eigens eingerichtete Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dezentralen Konzepten für Karlsruhe. Denkbar seien Containeraktionen, die Nutzung des Schlachthof Areals oder gar eine Straßenausstellung wie in Venedig, über mehrere Tage, zum Beispiel ums Regierungspräsidium herum, mit Off-Spaces und weiteren Räumen für Konzerte und Performances. Die Schwierigkeit sei es mit dezentralen Konzepten ausreichend Aufmerksamkeit zu erzielen, damit die Künstler*innen nicht leer ausgehen. Es gibt viel zu tun für das Organisationsteam. Die Planungen und Vorbereitungen laufen in diesem Jahr und erst 2019 heißt es dann auf zur UND nach Halle.

Um wieder nach Karlsruhe zu kommen, ist man im Gespräch mit dem Kulturamt, auf der Suche nach einer langfristigen Lösung. Aufhören oder dauerhaft außerhalb Karlsruhes zu agieren, ist laut Ondine keine Option für die UND. Dafür sei sie zu wichtig. „Im Grunde verfolgen Projekte wie die UND postkapitalistische Modelle für Finanzierung, Vernetzung und Austausch, ohne das verkrampfte Denken in den 80er Jahren, man bräuchte erstmal Strukturen.“

Quelle: https://druckschrift-ka.de/