Raum für Alle

Kategorie: Allgemein

2012

2011

Tätigkeitsbericht des Vereins 2012

2012

  1. Im Jahr 2012 fand auf unserem Vereinsgelände zwei Mal das Rollenspiel: Giftstaub statt. www.Giftstaub.de Wir unterstützten die Gruppe durch die Bereitstellung von Materialien und die Überlassung der Räume für diese Sondernutzung.


  2. Im Frühjahr unterstützten wir zwei Burgstudentinnen mit Materialien für einen mehrtägigen Workshop, der in den Klubräumen stattfand.

  3. Die Künstler des Hühnermanhattan stellten am 1.Dezember gemeinsam im Rahmen des langen Abends der Galerie auf dem Vereinsgelände ihre Malerei aus.Donata Hillger, Martha Runge, Paul Alexander Schmidt, Lars Peterson, Robert Kotsch und Gabriel Machemer (Malerei aus dem Jahr 2012)
  4. Es gab zwei Filmshootings von Jugendlichen im August 2012
  5. 25 x traf sich der Dichterkreis Halle auf dem Gelände in dem zwei Vereinsmitglieder aktiv mitarbeiten, Publikationen vorbereiten, Texte kritisieren, der Dichterkreis ist seit 10 Jahren ein integraler Bestandteil des Vereins und zuvor der Initiative Hühnermanhattan.


  6. Peter Moltmann nutzte zwischen Oktober und Dezember 2012 die Klubräume um ein Stück mit seiner Theatergruppe „Schaustelle“ einzustudieren, wir unterstützten das Projekt materiell durch Bühnentechnik und die Überlassung geeigneter Räume. das Stück „Die Kunksmuhme“, nach dem estnischen Kinderbuch der Autorin Aino Pervik. wurde im Thalia Theater aufgeführt.


  7. Gruner und Dietzel übten als Schauspielerduo im August ein Zweimannstück ein.

  8. Paul Alexander Schmidt stellte im Frühjahr im Tanzstudio seine Malerei aus.
  9. Wir organisierten etwa 30 Konzerte hallescher und überregionaler  Nachwuchsbands und boten somit Möglichkeiten eines ersten Auftritts.Hier die Band Mothercake im Dezember 2012


  10. Hühnermanhattan vermietet 30 Proberäume und 7 Ateliers zum Selbstkostenpreis

  11. Wir stellten uns zum Sachsen Anhalt Tag mit einem eigenen Stand für die Stadt Halle vor (Juli)
  12. Drei Künstler des Hühnermanhattan Vereins nahmen an der Ausstellung Wettiner Schule in der Galerie Villa Bösenberg Leipzig teil. Juni 2012
  13. Im Tanzstudio unterstützte im Mai der Verein die Durchführung einer Diplompräsentation der Kunsthochschule Burg Giebichenstein.
  14. Der Hühnermanhattan Verein organisierte das Sommerfest mit Lesung Des halleschen Dichterkreises als Initiative im Hühnermanhattan erstes Wochenende im August und eine besinnliche Weihnachtsfeier mit Lesung und das erste Mal mit echtem Tannenbaum.
  15. Juliane Fränkel, eine Studentin der Hochschule Anhalt FB Design, nutze im Rahmen ihres Orientierungsmoduls Audiovisuelle Medien den Klub des Hühnermanhattans als Drehort eines Kurzfilmes, sowie Licht/Pa/Möbel und sonst. Austattung. Ihr Stand während der 3 tägigen Dreharbeiten ein Vereinsmitglied zur Seite.


Abschließend zum Jahr 2012 sei noch zu Erwähnen, das wir für die Außenbereiche 25 Gartenbänke angeschafft oder wiederaufgebaut haben. Wir haben 5 große Müllcontainer voll überbleibsel der früheren Fabrikationen entsorgt und somit neue Freiflächen geschaffen. Es sind bepflanzte Kübel aufgestellt worden und eine schöne Tür ist ins Bandhaus eingebaut worden. Im Tankkeller ist eine Waschküche entstanden mit einem 100 Liter Kessel in dem Badewasser heiß gemacht werden kann. Nach einem Fotoshooting war eine Badewanne auf dem Gelände verblieben die nun in der Waschküche steht. Darüber hinaus sind auch 2012 zahlreiche Räume renoviert worden.

Tätigkeitsbericht des Vereins 2014

2014

  1. Das Jahr 2014 begann mit einer Kooperation des deutsch französischen Kunstvereins La Palette du Monde, so wurden wichtige Besprechungen abgehalten, die zu einer Ausstellung führen sollen. Außerdem traf sich der Dichterkreis auch wieder regelmäßig und die Theatergruppe Tim Theater übten Stegreif Improvisationen.
  2. Anfang Februar gab es ein Break Dance Festival für Jugendliche ab 10 Jahre, sowie einen Street Art Workshop in Kooperation mit dem Deutschen Kinderschutzbund.


  3. Anfang Februar gab es ein Fotoshooting mit Studenten des Grundstudiums der Burg Modeklasse.


  4. Wir bauten im Februar den 35. Proberaum aus um auf die große Nachfrage reagieren zu können.
  5. Die Schallemie ist eine kleine feine Nachmittagsveranstaltung wo Literarten zu Wort kommen und handgemachte Musik von jungen Jazzmusikern präsentiert wird. Ebenfalls im Februar.
  6. Im März erschien im halleschen Kulturmagazin Zachow ein einseitiger Artikel über die Arbeitsweise des Dichterkreises.
  7. Am 4.April 2014 „Gefährten“ Ausstellung von großformatiger Malerei vom  Künstler Gabriel Machemer. Er eröffnete die neue Reihe Kunst in der Ullrichkirche. Dabei spielte die Hühnermanhattan Hausband mit David Richter, Christian Gentsch, Felix Blumenstein und Scarlet Franziok. Die schweren Bilderrahmen baute Jacob Hirschfelder Es gab eine Rede vom Oberbürgermeister Wiegand.
  8. Anfang April wurde ein Hip Hop Video auf dem Hof gedreht und eine Band aus Schweden gastierte im Klub.
  9. Im Mai 2014 stellte der Verein Hühnermanhatten e.V. kostenfei seine Räumlichkeiten Studenten der Hochschule Merseburg für eine Musikvideoproduktion, im Rahmen eines Uni Projektes, zur Verfügung. Im Video wurde ein Song der Band „Ballad of Geraldine“, welche auch ihren Probraum im Hühnermanhatten haben, visuell verwirklicht. Das Ergebnis dieser Videoproduktion wurde im Rahmen einer Ausstellung an der Hochschule Merseburg präsentiert.
  10. im Tanzstudio auf dem Gelände des Hühnermanhattan, zum WELTTANZTAG am 29.04.2014, fand ein umfangreiches Programm statt. diese Veranstaltung war für Jede(n) offen! Zum zuschauen, mitmachen und verweilen. Die Veranstaltungen war kostenfrei.


  11. Im Jahr 2014 wurde in Halle 8 auf 200 qm ein Skate-Parkour gebaut und ist im Bereich Inddorskaten, die größte ihrer Art in Halle/Saale. Gleichzeitig wurde diese Halle auch mit Streetartelementen verschönert. Eine Ausstellung ist geplant. Damit eröffnet sich Hühnermanhattan, den Zugang zu einer ganz anderen Gruppe von jugendlichen Klienten.
  12. Hinter der Malschule von Matthias Eckart legten wir im Jahr 2014 einen Obst- und Gemüsegarten an. Eine neu angelegte Wiese soll auch möglichen Malprojekten zum Verweilen dienen. Außerdem verschönerten wir mit neuen Rankhilfen und neuen Pflanzrabatten die Gebäude. das größte Haus wurde später neu eingedeckt und eine Fassade neue verputzt. Außerdem wurden wieder zahlreiche Fenster erneuert.
  13. Anfang Mai organisierte das Kinder- und Jugendensemble des Tanztheater ellah im Tanzbetrieb auf dem Gelände des Hühnermanhattan einen Tanzworkshop.
  14. In den Klubräumen fand Anfang Juni die erste Jam-Session statt, bei der verschiedene Musiker gemeinsam elektronische Musik mit akustischen Instrumenten zusammen spielten. Von da an regelmäßig am ersten Mittwoch im Monat.
  15. Das Projekt „Häuser und Gesichter“ mit Malerei und Grafik ist eine Initiative von Beata Sienko, Gabriel Machemer und Donata Hillger und richtet sich an Schüler der 11. Klasse der Sekundarschule W.v.Humboldt in Halle Neustadt. Dabei wird eine Projektwoche für den Juli 2014 vorbereitet, in der die Schüler Einblicke erhalten, mit welchen Mitteln Künstler arbeiten. Alle drei Künstler haben einen Raum auf dem Gelände des Hühnermanhattans.
  16. Ein aufregendes Sommerfest des Dichterkreises mit Lesung, Lagerfeuer und einer tollen Akkustikband und einem Gitarristen der zum Ende hin die Singer Songwriter Ohrwürmer zum besten brachte, von Bob Dylan bis Simon und Garfuckel. Donata Hillger portraitiert seit 10 Jahren die Dichterkreisrunden in reglemäßigen Abständen und zeigte einen Querschnitt dieser Malerein der Runde.
  17. Im September fand in der Grundschule Diemitz ein Keramikworkshop statt, Beata Sienko brannte die Keramik auf dem Gelände des Huehnermanhattan
  18. In der Malschule wurde im Raum 15 eine Druckerppresse aufgestellt, Künstler können diese nun für Tiefdruck nutzen.
  19. Im Oktober kooperierte Hühnermanhattan mit dem Theater Mandroschke, in dem die Band Blue Rising Sun vom Gelände dort gastierte und die Anlage mit Techniker zur Verfügung stand.
  20. Ende September wurde der UFA Film Unter die Haut auf dem Gelände gedreht, einer der Statisten war Tim Völker.
  21. Es fand im Namen vom Hühnermanhattan ein Kunstkurs an der Lernbehindetren Schule Bernburg statt.
  22. Die Künstlerin Marlen Glüher richtet ihr Malerei Diplom mit dem Titel „in Gedanken verloren“ in der Villa her und wird dieses am 26. Oktober präsentieren.
  23. Die Geschichte des Geländes wird verschiedenen Verlagen wie dem Hasenverlag und dem MDV zum Druck eines historischen Sachbuchs angeboten.
  24. Im Ratshof Halle stellen Künstler vom Hühnermanhattan im Rahmen einer Ausstellung des Vereins Hallescher Künstler aus. Eröffnung 8.10.14
  25. Am 5.9. 2014 fand ein Do it your Self Konzert, im weitesten Sinne ein Benefizkonzert, am Kanal zugunsten hallescher Bandkultur statt. Mit dabei: Mothercake, Shellfish, Schwedenborg Raum, Cannon Club u.a. hallesche Bands. Wir stellten Technik und Techniker.
  26. Eine neue Auflage von Schallemie fand Anfang Oktober statt. Spezial war Donata Hillgers Spontanzeichnungen der Leute und Akteure. Es gab ein anarchistisches Puppentheater, einige Nachwuchsliedermacher, Marco Organo las Gedichte und einen Zauberer.
  27. In der Paint Ball Arena sind einige Bands untergekommen, die  bei uns keinen Platz mehr fanden. Deshalb gab es eine Jamsession dort vor Ort mit unser Anlage und Techniker.
  28. Im Sommer ist unsere Hausanlage mit Techniker zur Unterstützuing der Papa Dula Band zum Coco Callypse Festival mitgefahren als Roady und Techniker.
  29. Im Sommer stand unsere Hausanlage und Techniker auch beim What the Fuck Festival in Krumpa. Es wurde vielfältige einheimische Musik gespielt wie Metall, Punk und Postrock.
  30. Ein Weihnachtsmarkt der Schallemieveranstalter mit Lesung und Kleinkunst fand am 3.Advent statt.
  31. die Weihnachtsfeier des Halleschen Dichterkreises  mit Lesung englischer Gedichte von Ted Hughes sowie nachgedichtet von Marco Organo, es gab eine Kolumne von Christian Kreis und schließlich auch Musik von Toralf Friesecke am Klavier sowie Josephine von Blütenstaub an der Geige.
  32. Die Akteure der Zirkustruppe Tinjovatama übte für einen Auftritt Sprungakrobatik am 20. und 22. Dezember ein. Wir stellten die Klubräume zur Verfügung.


2010

Danke an R. Liebegott und http://www.leerstehende-baudenkmale.de/

Vom Gaslicht zum größten Neonreklamehersteller des Ostblocks

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Um einen Zeitensprung vom Gaslicht auf die Neonleuchten zu schaffen, beginne ich mit dem Goethe-Zitat: „Das Alte in Treue bewahren, das Neue mit Freude befördern“. Hoffentlich kommt man nicht eines Tages auf die Idee an der Effizienz von Wachskerzen zu zweifeln und per Gesetz durch LED zu ersetzen. Das macht das Ausblasen der Lichter auf der Geburtstagstorte besonders schwer oder leicht, man zieht einfach den Stecker.

Oben auf dem Bild ist die berühmteste Neonreklame des VEB Neontechnik an der Autobahn A9 kurz vor der Elbbrücke. Die Wortschöpfung Plaste und Elaste ging in den Wortschatz ein, auch heute sagen viele Ostdeutsche noch Plaste statt Plastik. Prof I. Kühn aus Halle wollte sogar beweisen das sich in der Ex DDR eine eigene Sprache entwickelt hatte und zog unter anderem diesen semantischen Leckerbissen hervor und ließ mich als damaligen Germanistikstudenten die DDR Literatur nach sprachlichen Inselbegriffen durchforsten.  Bundestagsaltpräsident Thierse, von Haus aus auch Germanist,  hielt jedoch in einer seiner Reden von 2012 hoch, das man die sprachlichen Unterschiede nicht betonen, sondern sich eher auf das Verbindende der gemeinsamen Sprache besinnen sollte. Trotzdem waren die weithin sichtbaren Buchstaben PLASTE einzeln 1,5 Meter hoch und wurden vom Schriftdesigner, S. Berthmann,  Mitarbeiter der Neontechnik 1978 entworfen, bis sie 1998 abgebaut wurden.

Doch wieder zurück zur Geschichte der Hordorfer Straße 4

Auf SMAD Befehl wurde 1947 der Anbau an die Produktionshallen ganz im südlichen Teil des Grundstücks gebaut, wo heute der Hühnermanhattan Klub unten drin ist.

Die Schwermaschinen und Kräne die in den übrigen Werkhallen vorhanden waren wurden in der DDR enteignet, weil Haassengier für Nazis Flugzeugarmaturen und Hydraulikteile und Kühler für Junkers Flugzeuge baute. Offiziell wurde 1953 am 26.03 VEB Elektrowaren gegründet und Thiem und Töwe am 1.4.1953 trat in Liquidation weil die Steuerbehörde das Betriebsvermögen pfändete. Später wurden die Anlagen ins Kombinat VEB Neontechnik eingegliedert. In den DDR Jahren hatte auch Neontechnik mit Flüchtlingen zu kämpfen, vor allem mit deren Abwesenheit, damit dass über Nacht wichtige Ingenieure gen Westen flohen. Um dem entgegenzuwirken bauten die Verantwortlichen Mauern um das Fabrikgelände und stellte politisch Gefangene ein, die dann für IKEA Stehlampen bauen mussten.

Diese Lampen wurden unter anderem in dem 1980 von AKA Elektric herausgegebenem Katalog abgebildet mit dem Hinweis dass sie von der Neontechnik aus Halle sind. Zwei Jahre später erschienen dieselben Lampen hübsch ansprechend aufgemacht im IKEA Katalog von 1982/83.

Das Land Sachsen-Anhalt informierte im Juni 2012 darüber, dass 1989 zur Wende 25 Gefangene der JVA Dessau zur Arbeit in der Neontechik untergebracht waren. Da sich keiner der Nachbarn an Gefangene erinnern konnte unter denen auch Werksangehörige waren, dauerte es eine Weile ehe ich dieses Rätsel lösen konnte. Der ehemalige Mitarbeiter Uwe Sonabend räumte ein, dass nicht nur für Ikea Küchenlampen gebaut und sogar in Halle endkonfektioniert wurden, sondern ebenso auch für Quelle, Horten und für die englischen Handelskette Tesko. Die Neontechnik hatte einen weiteren Betriebsteil in der Frohen Zukunft, die alte Lampenfabrik, dort lieferte ein ehemaliger Mitarbeiter öfter irgendwelche großen Tafeln aus, die dort von den Häftlingen entgegengenommen wurden. Nach der Wende wurden die Unterkünfte aus der Frohen Zukunft zurückgebaut und erst dann in der Dachetage in der Hordorfer Straße 4 für afrikanische Asylbewerber genutzt, aber nur drei Monate, dann gab es eine Razzia wegen Drogen, behauptet ein Nachbar. 1991 versuchten die Mitarbeiter ihr florierendes Unternehmen selbst zu kaufen. Dazu kam es nicht. Die Neontechik bekam einen holländischen Investor und hieß dann Armada Neontechnik. Es schien laut einiger ehemaliger Werksangehöriger so, dass die mit Absicht die Fabrik an die Wand fuhren, damit sie anschließend die zuvor angeschafften Laser und Produktionsstraßen aus der Insolvenzmasse herauslösen konnten und schuldenfrei in einem neuen Betrieb zu verwenden. Wahrscheinlich war diese Behauptung nur eine Reaktion auf den Frust Ihrer Arbeitslosigkeit. Denn der ganze Betriebsteil in der Hordorfer Straße 4 wurde 1998 aufgegeben und vollständig am neuen Standort in Hohenturm ausgelagert. Ein Chef namens Urbscheid wohnte zu dieser Zeit noch in der Villa und hatte die Querelen nicht überlebt. Zurück blieb ein Graupapagei, der dann in die pflegenden Hände von Herrn Mohr, damals Hausmeister  kam, der heute fast 20 Jahre später immer noch ein kleines Lager für Hasendraht auf dem Gelände hat.

Um die Geschichte des Fabrikgeländes in der Hordorfer Straße 4 abzurunden sei erwähnt dass zwischen 1961 und 1998 große Reklametraversen hergestellt wurden, die mit farbigen Neonbuchstaben ausgestattet wurden.  Auch für den Ostblock bis hin zu den Dachaufbauten vom Flughafen Moskau war diese Werbung wichtig. Ältere Nachbarn erinnern sich noch an die Bilder wie 40 Rotarmisten in seltsam anachronistischen Arbeitsbekleidungen in den 80iger Jahren den Rinnsteig tief wie einen Schützengraben aushoben um dort einen Telefondraht für Neontechnik verlegten, wahrscheinlich stand das im Zusammenhang mit den Aufträgen für die damalige Sowjetunion.

Die gesamten Entwürfe, Blaupausen und Hektographenausdrucke befanden sich auf den Dachböden und wir überließen diese Unmenge von vollgerammelten Hundefänger voll  2011 dem Buchstaben Museum in Berlin, die sich mit der Aufarbeitung beschäftigen sollten. Ein Beispiel dafür war auch die Flughafen Aufbauten von Schönefeld. Aber auch die blauen Buchstaben für die Deutsche Bankfilialen und die BP Tankstellen wurden zunächst an den Lasern in der Hordorfer Straße 4 hergestellt.

In den Wendejahren von 1987 bis 1991 zeugt ein noch vorhandenes Registratur Buch von den Aufträgen und vor allem Stornierungen.


Hier eine Auswahl:

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Berlin: Rewatex Schriftzug, sowie die „Flinke Jette“ am Kombinat Rewatex in Berlin gebaut zwischen Januar 1987 – Juni 1987

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Cottbus: „Kammer der Technik“ Cottbus zwischen 87 und 88

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Saalfeld: Dachaufbauten, Digitaluhr, Doppellinse Zeiss und ein Roter Stern für das Kombinat Carl Zeiss Jena Betrieb Saalfeld zwischen April 1987 und Juli 1989 im Kombinat VEB Neontechnik entworfen und ausgeführt

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Bautzen: Kaufhalle

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Leipzig: Neon Werbung für VEB Fritz Heckert Werk Karl Marx Stadt auf dem Leipziger Hauptbahnhof „Partner auf 5 Kontinenten“


Weitere Projekte (ohne Foto)

Ilmenau: VEB Technisches Glas und figürliche Darstellung in Ilmenau zwischen 87 und April 89 ausgeführt

ab 1987 etwa 100 Neonreclamen für die Olympischen Spiele Leuchtringe in Barcelona

Casablanca Marocko Firmenschriftzug Atlas 1987

Moskau: Werbung für Orwo Film 1987

Cottbus: Straße der Jugend KfZ Instandsetzung Figuren Schriftzüge

Torgau: Kaufhalle mit Würfel Wilhelm Pieck straße

Magdeburg: Volksbuchhandlung „Otto von Guericke“ 87-89

Magdeburg: Hauptbahnhof Schriftzug fertig 88

Leipzig: VEB Kombinat Polygraph Schriftzug März 89 Johannisplatz Leipzig

Neues Deutschlang Schriftzug in Cottbus, Erfurt, Frankfurt/O, Halle, Magdeburg 1987/ Demontiert 1991

Eilenburg: Ost Lichtspiele fertig Oktober 1989

Arnsdorf: VEB Narva“Ro Lux“ Leuchtenbau

Magedeburg: VEB Nachrichtenelektronik Lübecker straße 53 fertig im Oktober 1989

Leizig: Dewag Messe Kassetten 1989

Eberswalde: VEB Kranbau Dachanlage 1989

IFA Magdeburg


Die jüngste Geschichte begann 2004. Da wurde das fast leerstehende Objekt von einem Verein namens Kunstwerkstatt e.V. wiederbelebt. Es zogen Kleinunternehmer ein, wie Boxenbauer, Autotuner, Orgelbauer oder Restauratoren. im Jahr 2012 waren alle vorhandenen Räume vermietet, die meisten Räume dienten jungen Leuten zum musikmachen oder als Ateliers. Der neue Besitzer ist Gabriel Machemer, welcher das gesamte Gelände an den gemeinnützigen Verein Hühnermanhattan verpachtet hat.

Bewohner und Fotos der Villa

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Paul und Nanny Schiefer.

Anhand hallescher Adressbücher kann man auch ein Hausbuch für die Hordorfer Straße 4 zusammenstellen und hier ist es auch schon:

Paul Schiefer (1882-1959) war  bis 1947 langjähriger Werkmeister bei Thiem&Töwe. In der Villa lebte von 1923 an bis zur Deportation eine jüdische Familie Sommer. Danach eine Familie Albrecht. Im Krieg gab es französische Kriegsgefangene, die in der Armaturenfabrik arbeiten musste Herr Sierk erinnerte sich, dass seine Mutter immer gegen die gewettert hatte, weil die im Gartenschuppen die Tulpenzwiebeln geklaut hatten um sich zu vergiften.

Dank an Herrn Uwe Sierk für die Bereitstellung alter Familienfotos und aufschlussreiche Gespräche. Die Bilder sind 1937 entstanden und zeigen den Hof noch mit dem parkähnlichen Garten. Als alles betoniert wurde, hängte sich der Gärtner auf, erzählte ein weiterer ehemaliger Werksangehöriger Herr K., der an die Orte seiner Jugend zurückkehrte. Dieser war 1950 Lehrling in der Zylinderschleiferei, die zwar dem Namen nach noch Thiem&Töwe hieß aber von einem Geschäftsführer Felix Rabe betrieben wurde.


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Ostern 1937

Ostern 1937 Herr Uwe Sierk selbst 1942 im heutigen Raum 203, wo früher eine Wohnung war, musiziert heute eine Mädchencombo.

Ostern 1937 Herr Uwe Sierk selbst 1942 im heutigen Raum 203, wo früher eine Wohnung war, musiziert heute eine Mädchencombo.


Fotos der Villa

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Mittelraum Villa Speisezimmer

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bei dem Schrank handelt es sich eindeutig um den großen Danziger Prunkschrank aus Adolph Thiems Besitz, Nuss Holz mit Maserfurnieren, der bei Lepkes 1896 nicht versteigert wurde. Auf 6 Großen, achteckigen Füssen das Unterteil mit vorspringendem Seiten- und Mittelpfeiler. Das Oberteil zweitürig, mit 3 Pilastern mit Engelkopfkapitälen und reichster, schöner Schnitzerei. Die Füllungen allgemein hochgebuckelt, vielfach gekröpft und spitz auslaufend. Das Gesims kragt weit aus und ist kräftig profiliert. In der Mitte eine große Kartusche, das von Putti flankirte Danziger Wappen mit Krone. Darunter der Pelikan. 17. Jahrh. H. 225. Br. 214. T. 75 cm. (Siehe Illustration.)

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Ein Baker Gemälde ist zu sehen im 1.OG

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Das Dichterkreiszimmer 1906

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nochmal der Mittelraum ehemaliges Speisezimmer in der Villa

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Innenraum und Grundriss in der Thiem Villa Halle 1906, Danke an die Nachfahren von Max Töwe und Herrn Walter Thiem, der 1972 in Starnberg Söcking in einem biblischen Alter von 101 Jahren starb. In der Villa waren vor allem die von Thiem zuerst gesammelten Bilder ausgestellt, nämlich die Künstler der Schule von Barbizon und deutsche Zeitgenossen wie Knauss. Diese waren zu der Zeit günstig im Kurs und es lohnte sich der Weiterverkauf nicht, auch weil Preußen als Kriegsgewinner von 1871 eine frankophobe Einstellung propagierte.

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